Schlimmer geht immer

Die Zahlen der Deutschen Telekom sind wahrlich desaströs. Hoffnungen auf Kurszuwächse in den kommenden Jahren sollten sich Aktionäre lieber nicht machen.


Würden Sie eine Aktie von einem Unternehmen kaufen, dessen Umsätze und Gewinne schrumpfen? Die derzeit mit einem Verhältnis aus letztjährigem Jahresgewinn zum derzeitigen Börsenwert mit dem Faktor 68 bewertet wird, während der Markt nur den Faktor 11 kostet? Wahrscheinlich nicht.
Dennoch gibt es auch heute wieder Tausende, die ein solches Papier wollen, wenn auch gegenüber dem Vortagsschluss zu einem um rund zwei Prozent verringerten Kurs. Die Zahlen, die die Deutsche Telekom heute morgen vorgelegt hat, sind wohl immer noch nicht schockierend genug, um alle Anleger zu vertreiben.
Nicht auf der Rechnung
1,3 Milliarden Euro Verlust schrieb die Telekom im vierten Quartal. Für das Gesamtjahr 2011 rutschte der Jahresüberschuss um zwei Drittel auf nur noch 557 Millionen Euro. Gemessen am Umsatz, der um sechs Prozent auf 58,65 Milliarden Euro einbrach, schafften die Bonner eine Nettoumsatzmarge von 0,9 Prozent – damit überlebt kein Zeitungskiosk auch nur ein­ Jahr.
Mal wieder schlugen vor allem Milliarden-Abschreibungen auf Auslandstöchter ins Kontor, die – mal wieder – kein Analyst auf der Rechnung hatte.

Auf knapp drei Milliarden Euro Nettogewinn wurde die Telekom noch gestern von der Analystengilde taxiert, herausgekommen sind am Ende gut 80 Prozent weniger. Solche Zielverfehlungen drohen auch in die kommenden Jahren. Knapp 17,2 Milliarden Euro an Übernahmeprämien stehen immer noch in der Bilanz.
Insgesamt macht sogenanntes immaterielles Vermögen (als Vermögen ausgewiesene Prämien auf erworbene Töchter, im Fachjargon Goodwill genannt, Mobilfunk- und sonstige Lizenzen sowie Patente) noch gut 50 Milliarden Euro aus.
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Viel Luft für Abwertungen also. Mit den Abwertungen im vierten Quartal ist auch der Buchwert je Aktie, der Anteil an der Aktionären am Restvermögen der Telekom nach Abzug aller Schulden zustünde, gesunken. Dieser Vermögenswert je Aktie liegt derzeit bei 8,17 Euro, nach zuvor 8,73 Euro. Normalerweise könnten T-Aktionäre diese 8,17 Euro nun als eine Untergrenze für den Kurs nehmen.
Hohe Schulden hemmen Investitionen
Es sei denn, der Markt würde mit weiteren Abschreibungen auf Auslandstöchter in den kommenden Jahren rechnen. Abzüglich Goodwill bliebe Aktionären bei der Telekom nach den neusten Zahlen noch ein Buchwert je Aktie von 4,19 Euro - vorsichtige Anleger setzen dies als derzeitigen Substanzkurs an.
Ein kleiner Lichtblick sind immerhin die um gut fünf Prozent auf 40,1 Milliarden Euro gesunkenen Nettofinanzschulden der Telekom. Allerdings hat sich Quotal angesichts rückläufiger Gewinne und deutlich gesunkener Bilanzsumme wenig getan.
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Die nach wie vor hohen Schulden hemmen zum einen die Investitionen. Zum anderen bedrohen sie die – kaum mehr tragbare – Dividende von 70 Cent je Aktie, die die Telekom seinen Anlegern am 13. Mai zukommen lassen wird und die auch kommendes Jahr noch in selber Höhe erneut fließen soll (für Altaktionäre, die vor 2009 die T-Aktie erworben haben, ist die Ausschüttung übrigens steuerfrei, weil sie aus Rücklagen bestritten wird).
Telekom-Chef René Obermann hat nur die Wahl, Investitionen wie schon 2011 weiter zu kürzen und damit die Geschäftsperspektiven weiter zu verschlechtern.

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